23.01.2025

Aufruf der Kirchengemeinde vor dem Halleschen Tor: Jeder Mensch zählt

Die Kirchenasylgruppe der Kirchengemeinde vor dem Halleschen Tor wendet sich mit einem offenen Brief an Kirchengemeinden in Berlin und Brandenburg. Gerne unterstützen wir diesen Aufruf und möchten ihn mit Ihnen teilen:

Jeder Mensch zählt
Berlin, den 16.01.2025

Liebe Schwestern und Brüder,
sehr geehrte Damen und Herren in unseren Kirchengemeinden,

in den letzten Monaten waren wir entsetzt darüber, wie in unserem Land von PolitikerInnen fast jeder politischen Orientierung über Geflüchtete gesprochen wurde. Unter Missachtung geltenden Rechts, z.B. dem Recht auf Einzelfallprüfung, wurde über „Remigration“ und Ab-schiebungen einzelner Gruppen von Geflüchteten laut nachgedacht. Im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch der Ampelkoalition wurde ein Wahlkampf auf dem Rücken dieser Schwächsten begonnen.

Uns in der Kirchenasylgruppe der Ev. Kirchengemeinde vor dem Halleschen Tor hat dieses Verhalten empört. Vielen anderen geht es ebenso, aber nicht wenige ziehen sich zurück, schauen keine Nachrichten mehr, trauern, aber werden nicht laut und aktiv.

Der Schutz von Geflüchteten ist in unserer Kirche kein Hobby Einzelner, er ist ein Kennzei-chen unserer Kirche. Daher unterstützt unsere Landeskirche auch die Gewährung von Kir-chenasyl durch die Gemeinden. Bei uns sehen wir immer wieder Geflüchtete, die in ihrem Heimatland und auf der Flucht an Körper und Seele z.T. schwer verletzt wurden. Kirchen-asyl-Engagement ist praktische Menschenrechtsarbeit und braucht viele MitstreiterInnen. Vielleicht auch Sie?

Als ChristInnen stehen wir dafür ein, dass jeder einzelne Mensch zählt. Und wir sind Teil un-serer Gesellschaft als Menschen, die mit der Vision leben, dass Menschen aus und Ost und West, Nord und Süd im Reich Gottes zu Tisch sitzen werden. Wir lassen uns die Hoffnung auf eine gerechtere demokratische Gesellschaft nicht nehmen.

Daher bitten wir Sie sehr: Werden Sie aktiv! Lassen Sie nicht zu, dass rechtsextreme Positi-onen unser gesellschaftliches Leben bestimmen werden. Wählen Sie keine auch nur teil-weise rechtsextreme Partei und kümmern Sie sich bitte mit Ihnen angemessenen Aktionen darum, dass geflüchtete Menschen weiterhin in unseren Kirchen und in unserem Land Auf-nahme finden. Unsere Kirche zeigt sich so als glaubwürdig.


Wir grüßen Sie herzlich!
Ihre Kirchenasylgruppe der Kirchengemeinde vor dem Halleschen Tor
i.A. Marita Leßny, Ute Gniewoß

P.S. Wir freuen uns über die Verbreitung dieses Briefes und auf gemeinsames, solidarisches Handeln.


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