11.09.2020

Gebet für #Moria

Ich bete für Moria.

Nein, nicht für Moria, dieses Gefängnis, den Nicht-Ort, draußen im Meer,

Ort unserer Schande.

Ich bete für die Menschen, eingesperrt, ausgesetzt, Dreck im Dreck.

Kinder wachsen dort auf, zwischen Plastikplanen und Gewalt:

So ist das Leben. Die Welt, in der sie nicht willkommen sind.

Gott, schütze Du, was wir nicht schützen wollen.

Ich bete für die, die sie dennoch lieben.

Ihre Mütter und Väter, wenn es sie noch gibt

und für die, die ihnen ein wenig Wärme geben

da draußen, in der der Kälte,

im Gestank der Verachtung.

Ich bete für die,

die in der Asche sitzen, 

und für die, die bei ihnen geblieben sind,

jetzt, nach dem Feuer von Moria – diesem erbärmlichen Fanal 

für unser Zusehen und Wegsehen, für das Nichts-Tun.

Ich bete für die, 

die uns der Mühe nicht wert sind.

Und für die, die sich auch jetzt noch herausreden, 

und schachern um Menschenleben.

Gott, mische Dich ein, in unsere Unmenschlichkeit, in unser Versagen.

Komm, Gott – lass nicht zu, dass dies das Ende ist.

Amen.

Text: Sabine Dreßler, Oberkirchenrätin, Referentin für Menschenrechte, Migration und Integration
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD)

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