18.04.2020

Stimmen aus dem Ehrenamt – Mona, Sprachcafé

„Ich räume gerade so richtig auf – innerlich wie äußerlich“

Mona engagiert sich seit Dezember 2018 bei weltweit – die Freiwilligengruppe von Asyl in der Kirche e.V., und organisiert zusammen mit Gesa das Sprachcafé in der Flüchtlingskirche. Das Sprachcafé fand bis vor kurzem jeden Montag statt – selbst über die Weihnachtstage und den Jahreswechsel! Durch die derzeitigen Beschränkungen im öffentlichen Leben ist das vorbei. 

Interview: Rieke Lassen, Projektkoordinatorin „Stark im Ehrenamt“, Flüchtlingskirche   

Wie geht es Dir gerade?   
Mir geht es ausgesprochen gut. Ich habe ohnehin gerade gemerkt, dass ich zu viel gemacht habe. Ich rannte herum, noch zu dieser Veranstaltung und jener – ich habe die Entschleunigung eigentlich gebraucht. Ich räume gerade so richtig auf – innerlich wie äußerlich. Was ich ganz sicher weiß: Ich möchte auf jeden Fall mit dem Sprachcafé weitermachen, wenn es wieder geht. Aber anders: Mich weniger über Kleinigkeiten ärgern und mich mehr mit den Menschen beschäftigen als mit der Organisation von Kaffeetassen (Mona lacht).

Wie hast Du den Moment der Pausierung des Sprachcafés erlebt? Gab es Reaktionen von den Teilnehmenden?
Ich denke, jede*r von den Teilnehmenden, die sonst zu uns kommen, hat eine eigene Community. Natürlich macht es sich bemerkbar, wenn plötzlich alles wegfällt – Deutschkurse usw. Aber wir alleine als Sprachcafé sind nicht der Nabel der Welt. Natürlich sind einige etwas traurig – S. rief mich mich an, er war bei der KuB [Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant*innen e.V.] und wollte zum Deutschkurs und die hatten eben zu. Dann habe ich ihm mitgeteilt, dass auch das Sprachcafé am Montag geschlossen bleibt. Das gefiel ihm gar nicht „Ich habe kein Bock mehr, das will ich nicht“ (Mona lacht). Ich habe ihm dann erzählt, was ich zurzeit so mache – und kurze Zeit später bekam ich eine Sprachnachricht, dass auch er nun sein Zimmer aufräume.

Es ist natürlich was anderes – ich habe hier meine Wohnung und habe entsprechend Platz. Es ist ein Unterschied, wenn Du in einer Unterkunft wohnst, oder in einer sehr kleinen Wohnung, oder nur ein Zimmer mietest.

Ich glaube, die Menschen, die aus Krisengebieten kommen, sind uns in dieser Situation aber einiges voraus. Mit einigen habe ich gesprochen und den Eindruck gewonnen, dass sie viel gelassener sind als wir. Krisenerprobter sozusagen. 

Ihr als Sprachcafé habt eine WhatsApp-Gruppe. Ist hier jetzt mehr los?    
Das ist ganz unterschiedlich. In der Gruppe sind ungefähr 20 Leute, die sich gar nicht melden, und ob die lesen, was wir so hineinschreiben, weiß ich nicht. Andere posten manchmal etwas.
Apolonia [eine Ehrenamtliche] hat letztens ein polnisches Lied gesungen und in die Gruppe gestellt, Das war klasse. Darauf haben dann auch einige reagiert. Ich denke, wenn so etwas ein paar erfreut, ist das super.    

Nutzt ihr die WhatsApp-Gruppe nun auch ein wie ein Sprachcafé?   
Nein, wir posten nur Textnachrichten und Infos zu Corona in allen möglichen Sprachen sowie Infos zu Lernportalen. Ab und zu melden wir uns mal in der Gruppe – das geschieht aber nicht systematisch. Es geht mehr darum Kontakt zu halten. Einmal habe ich versucht, die traditionelle Abschlussrunde des Sprachcafés auch in der  WhatsApp-Gruppe anzustoßen: Jede*r schreibt einen Satz mit einer Aktivität, die mit dem Anfangsbuchstaben des eigenen Namens beginnt. Zum Beispiel „Mona macht Musik“. Die Muttersprachler*innen haben daraufhin fleißig gepostet. Die Teilnehmenden sind jedoch nicht darauf angesprungen oder haben es vielleicht auch nicht verstanden. Es lässt sich ohne Körpersprache und Tonfall natürlich nicht so gut erklären.    
Und dann sind sicherlich viele auch in verschiedenen WhatsApp-Gruppen unterwegs und bekommen gar nicht mit, was wir so machen.  Wieder andere trauen sich vielleicht nicht. Durch die WhatsApp-Gruppe können wir aber lose in Verbindung bleiben und das ist gut so, denke ich. 

Habt ihr das überlegt – das Sprachcafé in die digitale Welt zu verlegen?   
Nein und ich glaube, hier liegt das Problem: wir sind zu alt. Uns fehlt das Wissen zur Technik, welchen Anbieter man nutzen kann usw. Die Praktikantin A. wäre jetzt eine gute Hilfe – aber sie ist wieder in Frankreich, das ist ja auch verständlich. 

Und hast Du oder hat jemand aus dem Sprachcafé-Team sonst Kontakt zu Einzelnen?
Ja, die Einzelkontakte bleiben natürlich. Die melden sich dann auch, wenn Post von der Behörde kommt. Wir telefonieren oder kommunizieren über WhatsApp. Einer von denen wohnt ohnehin nicht in Berlin, da hat sich somit eigentlich gar nicht so viel geändert, was unsere Kommunikationsform angeht. 

Und was ist Dein Eindruck, sind die Menschen, mit denen Du Kontakt hast, gut informiert?

A. zum Beispiel schaut jeden Abend die Tagesschau.

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